Foto: Veronika Arendt-Rojahn
Schwärzer noch als Schwarz
Bernd Köhler im September 1973 – für Kemal Altun
Ein Tag, der 30. August
Fällt schwärzer noch als schwarz
Auf unser Land
Reiht sich in diese große Schuld
Sie töten mit Gewehren nicht
Mit Gas nicht, oder Strick
Ein Federstrich genügt
Auf sauberes Papier gesetzt
So werden in den Tod gehetzt
Die ausgewiesen sind
Wohl 20 Jahren oder mehr
Der letzte Dreck in unserm Land
Die Hand, die euch den Arsch abwischt
Ihr schlagt sie ab und lacht
Die Meute giert und kläfft
Es rauscht im Blätterwald
Und wieder schließen sich die Fenster
Niemand weiß von nichts
Ein Tag fällt schwärzer noch als schwarz
Auf unser Land, reiht sich in diese große Schuld
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Zum 40. TODESTAG VON
KEMAL ALTUN
(…) Vor 40 Jahren, am Morgen des 30. August 1983, stürzte sich Cemal Kemal Altun (13.04.1960–30.08.1983) aus Angst vor seiner drohenden Auslieferung in die Türkei aus dem 6. Stock des Verwaltungsgerichts in Berlin. (…)
Die damalige Bundesregierung nahm proaktiv Kontakt zu den türkischen Behörden auf und hielt selbst dann noch an der Auslieferung fest, als Altun durch die damalige Behörde als asylberechtigt anerkannt wurde.
»Cemal Kemal Altun wurde von der deutschen Politik in den Tod getrieben. Sein Tod zeigt die Bedeutung von Asyl als grundlegendes Menschenrecht und die Verantwortung demokratischer Staaten, niemanden an einen Verfolgerstaat auszuliefern. In Altuns Fall hatte sich die deutsche Politik als Handlanger eines diktatorischen Unrechtsstaats erwiesen. Das darf nie wieder passieren!« so Wiebke Judith, rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl.
Auch heute fliehen wieder zunehmend Menschen aus der Türkei. Bis Juni 2023 stellten 19.208 türkische Staatsangehörige (…) einen Asylerstantrag, mehr Anträge wurden nur von Schutzsuchenden aus Syrien und Afghanistan registriert. (…)
»Trotz der bekannten miserablen Menschenrechtslage wird politische Verfolgung in der Türkei vom Bundesamt und von Gerichten immer wieder verkannt. Die Konsequenz ist, dass gefährdete Menschen abgeschoben werden sollen. Dabei ist bekannt, dass Straf- und Terrorismusverfahren von der türkischen Regierung gezielt dafür genutzt werden, unliebsame Personen zu verfolgen. Es braucht endlich ein Umdenken von Behörden und Gerichten«, fordert Judith.
Aus einer Erklärung von Pro Asyl
(zitiert aus der Zeitschrift „junge welt” vom 30. August 2023